Steinewerfer auf Autobahn: Wie reagiere ich richtig?

Gebrochene Windschutzscheibe
Glück im Unglück: Hier hat ein Stein die Windschutzscheibe getroffen, aber nicht durchschlagen© iStock.com/rvimages

Steinwürfe auf Autobahnen führen immer wieder zu schweren Unfällen, Verletzungen und sogar Todesfällen. Wie Sie sich schützen können und richtig verhalten.

  • Autofahrende sollten konzentriert bleiben

  • Steinwürfe passieren eher impulsiv

  • Den Tätern drohen harte Strafen

"Vorsicht, auf der A8 werfen Personen Gegenstände auf die Fahrbahn!“ So oder ähnlich werden Autofahrer in Radio-Meldungen gewarnt, wenn Unbekannte Steine von Brücken auf die Fahrbahn werfen und damit den Verkehr extrem gefährden. Fast wöchentlich berichten die Polizei von solchen Taten, die sich auf Autobahnen und Bundesstraßen ereignen.

Das Phänomen des Steinewerfens auf Fernstraßen ist nicht neu. Seit Jahrzehnten kommt es immer wieder zu Vorfällen. Selbst kleine oder leichte Gegenstände könnten bei hoher Geschwindigkeit zur tödlichen Gefahr werden. Wie viele Menschen genau bei solchen Attacken durch die Wurfgeschosse zu Schaden gekommen sind, ist allerdings unbekannt. Es gibt dafür keine offiziellen Statistiken.

Auswertungen des ADAC zeigen, dass sich die meisten Vorfälle in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen, Hessen und Baden-Württemberg ereignen. Je länger die Autobahnen sind und je mehr Brücken sie haben, desto mehr passiert dort tendenziell. Vereinzelt gibt es Schwerpunkte.

Wie reagiere ich im Gefahrenfall richtig?

Auf keinen Fall sollten Sie hektisch bremsen oder ausweichen, sobald Sie jemanden auf einer Straßenbrücke sehen. Das kann im Zweifel zu noch mehr Unfällen führen. Wenn Sie die Situation verunsichert, sollten Sie – falls möglich – das Tempo langsam reduzieren und die Spur sicher wechseln. Behalten Sie den Seitenstreifen im Auge, um notfalls auf ihn ausweichen zu können.

Wird eine "Steinewerfer-Meldung" im Radio gesendet, ist die Gefahr in der Regel bereits gebannt. Denn der Täter dürfte inzwischen geflüchtet sein. Wer sich auf der betroffenen Strecke befindet, sollte ruhig und vorschriftsmäßig weiterfahren. Was Sie nicht machen sollten: Übermäßig oder in Panik nach der entsprechenden Straßenbrücke und dem möglichen Attentäter suchen.

Was tun Behörden gegen Steinewerfer?

Menschen stehen auf eine Autobahnbrücke und schauen auf Unfall
Steinewerfen und dadurch verursachte Unfälle lassen sich nicht vollständig verhindern© imago images/7aktuell

Solche Anschläge auf Verkehrsteilnehmer lassen sich nicht so einfach verhindern. Gitter, Zäune oder Netze an möglichen Gefahrenstellen anzubringen wäre bei rund 39.500 Brücken an Bundesfernstraßen extrem teuer. Abgesehen von den horrenden Kosten ist nicht sicher, dass Täter sich dadurch vom Steinewerfen abhalten lassen.

Immer wieder diskutiert werden außerdem Videokameras auf Straßenbrücken. Sie können abschrecken und im Nachhinein helfen, die Täter zu finden. An eine Videoüberwachung im öffentlichen Raum sind allerdings hohe datenschutzrechtliche Voraussetzungen geknüpft.

Die Polizei reagiert auf Steinewerfer, indem sie Ermittlungen aufnimmt, Zeugen befragt und gegebenenfalls Fahndungsmaßnahmen einleitet. Ziel ist es, die Täter zu identifizieren und zu fassen, um weitere Straftaten zu verhindern und die Sicherheit im Straßenverkehr zu gewährleisten. Um Nachahmer oder Wiederholungstäter zu stoppen sind verstärkte Streifen in gefährdeten Bereichen möglich.

Was sind die Gründe für die Steinwürfe?

Psychologen sind sich einig: Die Täter handeln in der Regel ohne Tötungsabsicht. Oft passieren die Attacken aus einer Laune heraus, das heißt, eher zufällig. Nicht selten ist Alkohol im Spiel. Steinewerfer sind fast immer Jugendliche, die häufig in Gruppen auftreten.

Gerade im Jugendalter liegt solchen impulsiven und gesellschaftsschädigenden Verhaltensweisen häufig der Wunsch nach Abgrenzung zugrunde, aber auch mangelnde Selbstkontrollfähigkeit. Gefühle wie Frust oder Benachteiligung können nicht angemessen kompensiert und toleriert werden. Ohne die Konsequenzen des Handelns ausreichend bemessen zu können, geht es den Tätern eher um den kurzfristigen Lustgewinn beim Brechen sozialer und moralischer Tabus.

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Was tun, wenn ich Steinewerfer sehe?

Frau steht auf Brücke und schaut auf Autobahn
Ein Mensch auf einer Autobahnbrücke – meist hat das nichts Schlimmes zu bedeuten© imago images/Westend61

Wer während der Fahrt auf einer Brücke Menschen entdeckt, die Steine oder andere Gegenstände auf die Fahrbahn werfen, sollte seine Beobachtung umgehend der Polizei melden. Das ist allerdings schwierig: Den Unterschied zwischen Passanten und möglichen Steinewerfern erkennen Sie meist erst kurz vor der Brücke oder auch gar nicht.

Wie werden Steinewerfer bestraft?

Steinewerfer werden in der Regel wegen (versuchten) Mordes und vorsätzlichen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr verurteilt. Das bedeutet mehrere Jahre Gefängnis. Ein paar Beispiele:

Eine der schlimmsten Taten ereignete sich im Februar 2000 in Darmstadt. Damals töteten drei Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren durch Steinwürfe auf Autos zwei Frauen und verletzten fünf weitere Personen. Die Täter wurden später wegen versuchten Mordes zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Eine ähnliche Attacke sorgte am Ostersonntag 2008 bundesweit für Schlagzeilen. Damals warf ein 31-jähriger Heroinabhängiger einen Holzklotz von einer Autobahnbrücke bei Oldenburg. Eine 33 Jahre alte Frau wurde vor den Augen ihres Mannes und ihrer beiden Kinder erschlagen. Der Täter soll aus Frust gehandelt haben, weil es ihm an diesem Tag nicht gelungen sei, an Heroin zu kommen. Er wurde später zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Mordes, dreifachen versuchten Mordes und vorsätzlichen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr verurteilt.

Im September 2016 hatte ein damals 36-jähriger Mann einen schweren Betonpflasterstein auf einen A7-Abschnitt in Baden-Württemberg geworfen. Der Wagen einer vierköpfigen Familie fuhr über den Stein, überschlug sich mehrfach. Ein Kind wurde aus dem Auto geschleudert, alle vier wurden schwer verletzt. Die Mutter ist bis heute auf den Rollstuhl angewiesen. Der Steinewerfer wurde vom Landgericht Ellwangen zu neuneinhalb Jahren Haft wegen versuchten Mordes verurteilt.