Wespennest selbst entfernen: Ist das erlaubt?

Ein Wespennest hängt an der Aussenseite eines Fensters
Ein Wespennest direkt am Fenster kann zum Problem werden. Doch nur in bestimmten Fällen darf es entfernt werden© Shutterstock/Ja crispy

Wenn besonders viele Wespen vor dem Fenster, auf dem Balkon oder der Terrasse herumschwirren, könnte sich ein Wespennest direkt am Haus befinden. Was Bewohner in diesem Fall tun können, um sich zu schützen – und was sie unterlassen sollten.

  • Wo Sie Wespennester zu Hause finden können

  • Wann man Wespennester entfernen darf

  • Welche Kosten dabei entstehen

So lästig sie beim Essen im Freien auch sein mögen: Wespen sind nützliche Tiere. Sie bestäuben Blumen und fressen Schädlinge wie Mücken und Motten. Wenn sie sich aber in Rollladenkästen, an Dachbalken oder auf dem Balkon einnisten, können sie zum echten Problem werden – und zur Gefahr für Kinder und Allergiker. Doch nur unter bestimmten Bedingungen ist es erlaubt, diese Nester entfernen zu lassen.

Wie erkenne ich ein Wespennest?

Insgesamt gibt es rund 600 Wespenarten weltweit. Viele sind Einzelgänger, die nicht im Schwarm leben und keine Nester bauen. In Deutschland leben 17 soziale Wespenarten in Gemeinschaften. Ihre Nester sehen unterschiedlich aus: Manche sind frei hängend, andere kleben an Pflanzen oder Wänden, wieder andere liegen in Höhlen oder Erdlöchern. Wer eines davon in der Nähe der eigenen Wohnung oder rund ums Haus entdeckt, sollte Ruhe bewahren, denn längst nicht alle Wespen sind für Menschen störend oder gefährlich.

Es sind vor allem zwei aggressivere Arten, die von unseren Lebensmitteln angelockt werden und Menschen zu schaffen machen: die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe. Optisch sind sie einander sehr ähnlich. Ihre gelb-schwarze Warnfarbe ist ein Erkennungsmerkmal, genauso wie ihr Kopfschild. Es enthält meist ein bis drei schwarze Punkte oder einen kleinen schwarzen Strich.

Weil sie sich von Nektar und zuckerhaltigen Säften ernähren, bauen sie ihre Nester häufig in der Nähe von Menschen. Dafür nutzen sie Holz oder Holzfasern, die Nester sind meist grau oder beige und können so groß wie ein Fußball sein. Die Wespen suchen sich bevorzugt dunkle, geschützte Orte aus, zum Beispiel:

  • Erdlöcher

  • Dachstühle

  • Gartenschuppen

  • geschützte Vordächer

  • Rollladenkästen

  • Mauerspalten

Darf ich Wespennester selbst entfernen?

Nein. Wespen stehen in Deutschland unter Artenschutz, weshalb bewohnte Nester laut dem Bundesnaturschutzgesetz nicht ohne Not entfernt werden dürfen. Das gilt auch für Hornissen, die sogar unter besonderem Schutz stehen. Verstöße dagegen können je nach Bundesland mit Bußgeldern von bis zu 50.000 Euro bestraft werden. Anders sieht es aus, wenn ein Wespennest unbewohnt ist. Mehr dazu erfahren Sie weiter unten.

Auch bei bewohnten Wespennestern gibt es aber Ausnahmen, wenn ein öffentliches Interesse besteht oder das Einhalten des Gesetzes zu einer unzumutbaren Belastung im Einzelfall führt. Sie gelten beispielsweise, wenn sich ein Kindergarten oder Altenheim in der Nähe befinden oder wenn Kinder oder Allergiker in direkter Umgebung des Nestes leben. In diesen Fällen dürfen Nester unter Umständen fachgerecht entfernt werden.

Dafür müssen Sie zunächst einen Antrag mit Begründung bei der zuständigen Behörde stellen, etwa bei der Stadtverwaltung oder dem Landratsamt. Wenn Sie unsicher sind, ist es ratsam, vorab einen Profi hinzuzuziehen. Er oder sie kann das Nest begutachten, die Wespenart bestimmen und die Gefahr einschätzen, die davon ausgeht.

Wie werden Wespennester entfernt?

Für Laien kann es gefährlich sein, ein Wespennest selbst zu entfernen. Denn wenn die Tiere sich bedroht fühlen, reagieren sie aggressiv. Deshalb sollten nur Fachleute diese Aufgabe übernehmen – beispielsweise Imker mit entsprechender Zusatzausbildung oder Fachkräfte vom Naturschutzbund NABU.

Die tierschonendste Möglichkeit ist es, die Wespen samt Nest umzusiedeln. Dabei werden die Tiere in einen Fangkasten eingesaugt, und das Nest wird abgeschnitten. Danach werden die Wespen und ihr Nest in einem Nistkasten wieder zusammengeführt und an einem passenden Ort ausgesetzt.

Wenn ein Nest nicht umgesiedelt werden kann, kommen Schädlingsbekämpfer zum Einsatz. Sie versiegeln das Nest und verwenden Insektizide, um die Tiere zu betäuben und zu töten.

Wie viel die Entfernung kostet, hängt unter anderem davon ab, wie zugänglich das Nest ist und wie es beseitigt wird. Laut der Verbraucherzentrale verlangen Profis für die Entfernung je nach Region zwischen 150 und 250 Euro. Eine aufwändige und professionell durchgeführte Umsiedlung kann auch 1000 Euro und mehr kosten.

Wer zur Miete wohnt und beispielsweise ein Nest im Rollladenkasten entdeckt, sollte zunächst den Vermieter informieren. Wenn eine Fachkraft bestätigt, dass das Wespennest entfernt werden muss, ist der Eigentümer verpflichtet, die Kosten zu übernehmen.

Generell ist Vorsicht vor Abzocke und unseriösen Angeboten rund um Wespennester angebracht. Ein professioneller Dienstleister nennt die Preise schon am Telefon und erläutert den Ablauf. Ebenso stört oder tötet er die Wespen nicht unbegründet. Gute Anbieter arbeiten oft mit Umweltschutzorganisationen wie NABU oder BUND zusammen.

Sonderfall: Wespennest im Winter

Unbewohnte Wespennester stehen nicht unter Naturschutz. Sie darf man deshalb entfernen, sogar ohne Expertenhilfe. Das ist in den Wintermonaten möglich, da in diesem Zeitraum die gesamte Wespenkolonie abstirbt.

Dennoch raten Naturschützer davon ab, ein leeres Nest zu entfernen. Zum einen kann ein verlassenes Nest anderen Insekten als Winterquartier dienen. Zum anderen kann es im nächsten Frühjahr als Schutzschild fungieren. Denn normalerweise halten Wespenvölker Abstand zu anderen Nestern. Es wird dadurch also unwahrscheinlicher, dass in unmittelbarer Nähe eine neue Wespenunterkunft entsteht.

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So verhindern Sie Wespennester

Ab Mitte April suchen Wespenköniginnen nach einem Nistplatz – oft in dunklen und windgeschützten Hohlräumen. So können Sie verhindern, dass sich Wespen rund ums Haus ansiedeln:

  • Verschließen Sie Lücken und Schlupfwinkel, Rollladenkästen und Risse in der Hausfassade.

  • Decken Sie Mülleimer und den Kompost mit Deckeln ab, um Wespen nicht anzulocken.

  • Reiben Sie neuralgische Stellen wie Holzbalken auf dem Dachboden und Rollladenkästen mit ätherischen Ölen ein. Besonders Knoblauch, Lavendel, Salbei und Zitrone mögen die Insekten nicht. Sobald der Geruch nachlässt, sollten Sie den Vorgang wiederholen.

Andere Schutzmaßnahmen gegen Wespen

Innenansicht eines Wespennests
Zu Wespennestern sollten Sie Abstand halten und Lebensmittel in der Nähe abdecken.© iStock.com/fatido

Wenn Sie Fliegengitter vor den Fenstern anbringen, schaffen Sie eine Barriere für die Wespen und können dennoch wie gewohnt lüften.

Zum Nest selbst sollten Sie Abstand halten und das Einflugloch niemals verschließen. Bewegen Sie sich in der Nähe der Wespen ruhig und langsam, um die Wespen nicht zu reizen.

Lebensmittel in Nestnähe sollten Sie abdecken und Essenreste möglichst schnell nach drinnen bringen. Duftkerzen mit Citrus- oder Nelkengeruch halten die Insekten von Lebensmitteln fern.

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