Smart #3 im Test: Elegantes Kraftpaket aus China

Der Smart #3 ist das zweite Kooperationsmodell von Mercedes und Geely und überzeugt die ADAC Tester nahezu auf ganzer Linie. Was dem Modell zur Perfektion fehlt. Test, Daten, Preis.
Kraftvoller Auftritt und Antrieb
Im Test: Smart #3 mit 200 kW/272 PS
Preis: Ab 40.490 Euro
So viel ist klar: Ein Smart Fortwo der Baujahre 1998 bis 2022 und ein Smart, wie er seit 2023 in China gebaut wird, haben nichts gemeinsam. War der einstige Mercedes-Sprössling ein auf das Minimum reduzierte Fahrzeug für die Stadt, haben die aktuellen Smart-Modelle einen ganz anderen Anspruch und eine ganz andere Größe.
Sowohl der Smart #1 als auch das zweite Elektromodell aus China, der Smart #3, sind ein Gemeinschaftsprodukt von Mercedes und Geely. Nicht nur optisch sind die aktuellen Modelle eine wirkliche Bereicherung des aktuellen Elektroauto-Markts.
Wie überzeugend das vollelektrische SUV-Coupé fährt und mit welchen weiteren Talenten es punktet, lesen Sie im hier zusammen gefassten Autotest des ADAC.
Die Basis des Smart #3 stammt vom #1

Im Vergleich zum #1 ist die Karosserie des Smart #3 immerhin 13 Zentimeter länger. Durch sein nach hinten abfallendes Coupédach wirkt der Smart #3 aber eleganter. Die geringere Höhe und die muskulöseren, breiter ausgestellten Flanken sorgen für eine zusätzliche optische Differenzierung. Der Hersteller spricht von einem SUV-Coupé. Und das sieht schon von außen recht sportlich und dynamisch aus.
Im Innenraum unterscheidet sich der Smart #3 unter anderem durch runde Lüftungsdüsen vom Smart #1. Ansonsten findet sich auch hier ein sehr aufgeräumtes und durchgestyltes Interieur mit nur wenigen Tasten, 12,8 Zoll großem Bildschirm in der Mitte und einem kleinen Display hinter dem Lenkrad.
Smart #3: Mehr als genug Motorleistung

Im Test musste der Smart #3 Premium mit 66 kWh großem Akku (netto: 62 kWh) zeigen, was er kann. Sein Elektroantrieb weist eine Leistung von 200 kW und ein Drehmoment von 343 Nm auf. Genug, um Fahrleistungen zu erzielen, die vor nicht all zu langer Zeit noch deutlich stärkeren (Verbrenner-)Fahrzeugen vorbehalten waren.
In 5,8 Sekunden ist der Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 erledigt, die Beschleunigung von 80 auf 120 km/h dauert lediglich 3,8 Sekunden. Als spielte das Fahrzeuggewicht von 1,8 Tonnen quasi keine Rolle, gewinnt der #3 schnell an Fahrt, das Ganze völlig verzögerungsfrei.
Die Spitzengeschwindigkeit wird bei 180 km/h abgeregelt. Auch das ist mehr als okay – zumal in einem Elektroauto, wo man stets versucht, den begrenzten Vorrat an Energie möglichst sinnvoll einzusetzen.
Handling, Innenraum und Platz

Dabei überzeugt der Smart #3 mit spielerischem Handling und einer stimmigen Lenkung, wie die ADAC Tester hervorheben. Der Geradeauslauf ist gut, Fahrbahnunebenheiten und Längsrinnen bringen den Wagen kaum aus der Ruhe.
Das SUV-Coupé ist mit einem konventionellen, nicht verstellbaren Fahrwerk ausgestattet, das komfortabel federt und sich auf unterschiedlichen Fahrbahnbelägen ausgewogen abgestimmt präsentiert. Der Notspurwechsel (abruptes, maximales Weglenken vom Hindernis) im ADAC Ausweichtest gelingt problemlos und unaufgeregt.
Die Platzverhältnisse werden von den Testern insgesamt mit einem "noch befriedigend" bewertet. Wobei das magere Gepäckvolumen von nachgemessenen 255 Liter die Bewertung um eine ganze Note nach unten zieht. Das Raumangebot für Insassen fällt nämlich gut aus: Es reicht für durchschnittlich große Erwachsene auf Vorder- wie Rücksitzen locker aus.
Assistenzsysteme mit Tücken

Nicht optimal sind eine Reihe von Assistenten im Smart #3 abgestimmt. Logisch, viele der Assistenten sind gesetzlich vorgeschrieben, nichtsdestotrotz könnten die Warntöne etwas zurückhaltender und die Warnschwellen etwas großzügiger sein. So kommt es beim Betätigen der Klimasteuerung zu einer Warnung des Aufmerksamkeitsassistenten, wenn man mit dem Blick etwas länger auf dem Zentraldisplay verweilt.
Auch nervt der Tempowarner, der bei jeder noch so kleinen Geschwindigkeitsüberschreitung einen Warnton ausspielt. Besonders ärgerlich ist, dass die Verkehrszeichenerkennung öfter mal falsch liegt.
Immerhin implementiert Smart Shortcuts, um die Warnsysteme zu justieren. Mit der Funktion "Fahreinstellung" lässt sich beispielsweise der Geschwindigkeitsassistent (ISA), mit zwei Klicks im Infotainment einschränken – wobei andere Hersteller das mit nur einem Tastendruck ermöglichen. Der Aufmerksamkeitsassistent muss über einen anderen Shortcut deaktiviert werden, wenn man die Warnungen als störend empfindet.
Zudem könnte der Spurfolgeassistent des Smart Pilot besser mit dem Fahrer harmonieren. Ist die automatische Spurführung auf der Autobahn aktiviert, erfolgt der Spurwechsel beim manuellen Eingriff des Fahrers – also beim "Mitlenken" – oft ruppig. Bemüht man den automatischen Spurwechsel, muss man dem System seine Zeit geben.
In Summe wirkt das Zentraldisplay überladen. Der hohe Funktionsumfang und die verschachtelten Menüs stehen einer Bedienung ohne Ablenkungspotential massiv im Weg. Das sollte nicht sein.
Reichweite im Test: 410 km

Bleibt die Frage nach dem Verbrauch und der Reichweite. Im ADAC Ecotest schafft der Smart #3 eine Reichweite von 410 Kilometern. Mit Ladeverlusten ergibt sich ein Verbrauch von 18,2 kWh pro 100 Kilometer Fahrstrecke. Werte, die – wie die Fahrleistungen – ein "sehr gut" verdienen.
Wobei einem bewusst sein muss: Wer das Leistungspotential ausreizt, wird freilich auf etwas schlechtere Werte kommen. Wie sich Geschwindigkeit und Außentemperatur auf die Reichweite auswirkt, können Sie sich mit dem ADAC Reichweitenrechner anzeigen lassen. Probieren Sie es aus, indem Sie die Werte über die beiden Schieberegler verändern. Die Unterschiede sind beträchtlich.
ADAC Reichweitenrechner
smart #3 Premium (22 kW OBC) 200 kW (272 PS)
-10
30
50
130
Berechnete Reichweite
441km
(Reichweite laut Hersteller: 455 km)
An der Ladesäule macht der Smart #3 eine mittelprächtige Figur. Sehr gut ist, dass der #3 ab der Version Pro+ mit einem 22-kW-Bordladegerät (zum AC-Laden) ausgeliefert wird und er sich damit zum Beispiel während eines Einkaufs in der City oder auch zu Hause an der Wallbox sehr gut und auch vergleichsweise flott laden lässt. Die meisten anderen E-Autos haben hier nur 11 kW zu bieten.
Nicht ganz so gut ist es um das DC-Laden an der Autobahn-Schnellladesäulen bestellt. Bei den Messungen übertrumpfte der Smart #3 zwar die angegebene Maximalleistung von 150 kW anfangs um 7 kW, aber schon bei etwa 55 Prozent SoC (State of Charge = Akkufüllstand) sank die Ladeleistung auf unter 100 kW.
Die binnen 20 Minuten nachgeladene Reichweite von 250 Kilometern ist kein Topwert für die Schnellladung auf der Langstrecke, aber durchaus ordentlich bezogen auf das Konkurrenzumfeld.
Smart #3: Im Brabus 428 PS
Alternativ zum getesteten Smart #3 Premium mit 68-kWh-Akku (ab 48.490 €) gibt es die Basisversion mit 62 kWh großer Batterie (ab 40.490 €). Topversion ist das Brabus-Modell mit Allradantrieb und einer Motorenleistung von 315 kW/428 PS (ab 53.490 €). Das wie bei einem Katapultstart schlagartig einsetzende Drehmoment von 584 Nm müssen die Mägen der Insassen erst einmal verkraften können.
Fazit: Top-Note 1,9
Mit der Technik-Note 1,9 reiht sich der Smart #3 Premium recht weit vorn bei den besten vom ADAC getesteten Elektroautos der unteren Mittelklasse ein. Das halb deutsche (Mercedes), halb chinesische E-Auto (Geely) punktet besonders mit einem hervorragenden Elektroantrieb und einem agilen Fahrverhalten. Lediglich der kleine Kofferraum sowie teils unausgereifte Assistenten schmälern den Fahrspaß und den positiven Gesamteindruck. Zu den direkten Konkurrenten gehören Cupra Born, BMW iX2, VW ID.3 und Zeekr X.
Das hat uns gefallen: Top Fahrleistungen, niedriger Verbrauch, umfangreiche Komfort- und Sicherheitsausstattung, gutes Platzangebot, agiles Fahrverhalten, serienmäßiges 22-kW-AC-Laden
Das hat uns nicht gefallen: Kleiner Kofferraum, ablenkungsintensives Bediensystem, unergonomische Türgriffe, Assistenzsystemen fehlt der Feinschliff
Lesen Sie hier den ausführlichen Test des smart #3 Premium als PDF
Smart #3: Technische Daten & Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | smart #3 Premium (22 kW OBC) (ab 12/23) |
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Motorart | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 200 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 272 |
Drehmoment (Systemleistung) | 384 Nm |
Antriebsart | Hinterrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 5,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 455 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 16,3 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 66,0 |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 62,0 |
Ladeleistung (kW) | AC:22,0 DC:150,0 |
Kofferraumvolumen normal | 370 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.160 l |
Leergewicht (EU) | 1.810 kg |
Zuladung | 450 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.600 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre und 1 Jahr Anschlussgarantie (in Verbindung intergriertem Servicepaket) |
Länge x Breite x Höhe | 4.400 mm x 1.844 mm x 1.556 mm |
Grundpreis | 48.490 Euro |
Hier finden Sie sämtliche Daten & Preise des Smart #3
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Smart #3 Premium |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 2,9 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 36,1 m |
Wendekreis | 11,4 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 18,2 kWh/100 km, 91 g CO₂/km (well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | ***** |
Reichweite | 410 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 66,5 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1818 / 442 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 255 / 685 / 1170 l |
ADAC Urteil
ADAC Testergebnis | smart #3 Premium (22 kW OBC) (ab 12/23) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,7 |
Innenraum | 2,5 |
Komfort | 2,6 |
Motor/Antrieb | 1,0 |
Fahreigenschaften | 2,5 |
Sicherheit | 1,6 |
Umwelt/EcoTest | 1,2 |
Gesamtnote | 1,9 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
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