Renault 4 E-Tech Electric: Das Alltags-Auto für alle

Aufnahme des Renault R4
Elektrisch, praktisch, gut? ADAC Redakteur Wolfgang Rudschies hat's ausprobiert© ADAC/Wolfgang Rudschies

Renault bringt den legendären R4 als Elektroauto. Der erste Fahrbericht klärt, was Antrieb und Akku taugen, wie praktisch und geräumig das Mini-SUV ist und was es zu bemängeln gibt. Fotos, Daten, technische Besonderheiten.

  • Renault 4: Retromobil mit Elektroantrieb

  • Zwei Akku-/Motorversionen zur Wahl

  • 300 oder 400 Kilometer Reichweite nach WLTP

Längst hat auch Renault die Retrowelle erfasst. Der kleine R5 als Elektroauto ist schon auf dem Markt, Mitte 2025 lebt nun auch der Renault 4 wieder auf: ganz modern, und ebenfalls als Elektroauto.

Das historische Vorbild R4

In den 1960er-, 70er- und bis in die 80er-Jahre hinein wurde der R4 sozusagen als Vorläufer der heutigen Hochdachkombis vom Schlag eines Renault Kangoo oder VW Caddy verkauft. Und hat damals Kultstatus erlangt. Als praktisches Raumwunder galt er als Transportgefährt und kleines Familienauto für jeden Zweck: robust, ohne Schnickschnack, ein erschwinglicher Wagen für jedermann.

Der ADAC wollte wissen, ob der moderne Nachfolger 2025 an den Erfolg anknüpfen kann. Und hat dafür eine erste Testfahrt auf einer kleinen Rundtour in Portugal machen können.

Renault 4 als cooles Retromobil

Wie klein der Ur-R4 mit heutigen Augen doch wirkt! Das sieht man sofort, wenn Original und Neuauflage einträchtig nebeneinander parken. Satte 31 Zentimeter breiter und 48 länger ist der R4 der Neuzeit im Vergleich mit dem historischen Vorbild. Nur in der Höhe ist der Unterschied marginal (2 Zentimeter).

Mit diesen Abmessungen reiht sich der neue R4 in der üblichen und charmanten Größe heutiger SUVs ein. Konkurrenten sind beispielsweise der elektrische Ford Puma, der Fiat 600e, Mini Aceman, Jeep Avenger, Opel Mokka oder Peugeot e-2008.

Zuallererst überzeugt der optische Auftritt des R4: Renault hat es geschafft, das Fahrzeug super modern aussehen zu lassen und trotzdem Anleihen an den Vorgänger zu übernehmen. Sowohl die markante Front, das schräge Heck als auch die trapezförmigen Seitenfenster erinnern stark an das Modell der 60er und 70er Jahre.

Schade, dass wir das sehr großflächige Faltdach des Elektro-Kleinwagens an Ausstellungs-Exemplaren lediglich besichtigen konnten. Zu fahren war keines dieser Fahrzeuge. Auch konnte Renault weder sagen wann genau die Extra-Option des Offen-Fahrens zu haben sein wird, noch was sie kosten soll. Klingt also eher nach viertem Quartal 2025.

Kofferraum: Groß und mit doppeltem Boden

Prima gefallen hat die elektrische Heckklappe sowie die Abwesenheit einer hinderlichen Ladekante im Kofferraum. Dessen Fassungsvermögen gibt Renault mit 420 bis 1405 Liter an. 35 Liter davon entfallen auf ein Fach im Unterboden, zum Beispiel als Verstauort für das Ladekabel. Um dort möglichst gut ranzukommen, ist der Kofferraumboden zweigeteilt.

Verblüffend einfach ist auch die Idee, den R4 besonders variabel zu machen: Weil die Lehne des Beifahrersitzes umgelegt werden kann, passen Gegenstände von bis zu 2,20 Meter Länge in den Transportraum. Auch an Ablagefächern herrscht kein Mangel, laut Renault sollen sie insgesamt 23 Liter unterbringen können.

Innenraum: Reinsetzen und wohlfühlen

Aufnahme des Renault R4
Redakteur Rudschies fand sich im R4 sofort gut zurecht – bei neuen Autos keine Selbstverständlichkeit© Renault

Bedienungsseitig ist alles eingerichtet wie beim Renault R5. Man blickt auf eine Bildschirmeinheit, die sich ein gutes Stück über die Mitte des Armaturenbretts erstreckt und über die man bei Bedarf alles einrichten kann, wie Mann oder Frau am Steuer es persönlich gerne hat. Auf dem 10,1-Zoll-Instrumenten-Display (7 Zoll beim Einstiegsmodell) werden die wichtigsten Fahrerinformationen angezeigt. Der zentrale Multimedia-Bildschirm auf dem Armaturenbrett ist in allen Modellversionen 10 Zoll groß.

Das Cockpit wirkt vorbildlich aufgeräumt, die Materialoberflächen sehen wertig aus und fühlen sich überwiegend auch genauso an. Nur beim festen Draufklopfen merkt man, dass sich darunter die üblichen Kunststoffe befinden, die man heute aus Kosten- und Fertigungsgründen im Automobilbau nimmt.

Testfahrt: Komfort ist Trumpf

Aufnahme des Renault R4
Der Fahrkomfort des R4 überzeugt auf ganzer Linie© Renault

Gestartet wird per Knopf oben am Mitteldisplay, dann die Fahrstufe per oberem Wahlhebel am Lenkrad eingelegt. Und los schnurrt der elektrische R4. Der Geräuschpegel im Fahrzeug wird schon nach kurzer Fahrt, und sogar bei Autobahntempo, als erfreulich gering und angenehm empfunden. Auch der Federungskomfort ist aller Ehren wert. Die Lenkung arbeitet leichtgängig, aber genügend präzise. So soll es ein.

Zur Wahl für den elektrischen Renault R4 stehen grundsätzlich zwei verschiedene Akkugrößen, gekoppelt mit jeweils anderer Motorleistung. Der kleine 40-kWh-Akku wird mit einem 90 kW/122 PS leistenden Elektromotor verbandelt. Der 52 kWh große Akku (Angaben netto) arbeitet mit einem 110 kW/150 PS starken Motor zusammen.

Letzterer stand bei den ersten Testfahrten zur Verfügung. Und der macht seine Sache wirklich gut: Das Auto legt sich bei Bedarf richtig ins Zeug, der kleine Franzose wirkt – auch dank seines geringen Gewichts von nur 1500 Kilogramm – erfreulich agil. Und auch das Fahrwerk steht trotz seiner komfortablen Auslegung nicht grundsätzlich einer sportlichen Fahrweise im Wege.

Der Spurt aus dem Stand von 0 auf 100 km/h ist in 8,5 Sekunden erledigt, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 150 km/h abgeregelt. Braucht man mehr in einem kleinen Elektro-SUV? Die meisten Autofahrer sicher nicht.

Akku und Reichweiten des R4

Der Ladeanschluss des Renault R4
Die Ladetechnik des neuen R4 ist durchschnittlich solide, mehr nicht© Renault

Beim AC-Laden hält sich Renault, vermutlich aus Kostengründen, mit maximal 11 kW eher zurück – der verblichene Renault Zoe schaffte noch 22 kW. Und auch das DC-Schnellladen ist mit maximal 80 kW (Basisversion) und maximal 100 kW (Topversion) als solide Hausmannskost zu bezeichnen und auch im Kreise der Konkurrenz so üblich.

Damit die Batterie an der DC-Säule optimal lädt, kann sie über den EV-Routenplaner vorkonditioniert werden. Die Planung von Ladestopps übernimmt das Google-Navigationssystem des R4 automatisch mit, wenn man ein weiter entferntes Ziel eingibt. Prima.

Während der Testfahrt in Portugal kristallisierte sich ein Verbrauch zwischen 16 und 17 kWh pro 100 Kilometer heraus, laut Bordcomputer. Der Verbrauch soll laut Renault knapp über 15 kWh (WLTP) betragen, sodass der Akku für eine Reichweite von bis zu 400 Kilometer gut sein soll. Uns scheinen nach erster vorsichtiger Einschätzung 350 Kilometer realistischer. Bei milden Außentemperaturen und gemäßigter Fahrweise, versteht sich.

Wie sich die jeweils gefahrenen Geschwindigkeiten und die herrschenden Außentemperaturen auf die Reichweite auswirken, können Sie sich mit dem Reichweitenrechner anzeigen lassen. Probieren Sie es aus, indem Sie die Werte über die beiden Schieberegler verändern. Die Unterschiede sind beträchtlich.

ADAC Reichweitenrechner

Renault R4 E-Tech Electric 150 Comfort Range (52 kWh) Evolution 110 kW (150 PS)

-10

30

50

130

Berechnete Reichweite

396km

(Reichweite laut Hersteller: 409 km)

My Safety: ADAS im R4

Das Cockpit des Renault R4
Zur schnellen Einstellung der Sicherheits-Assistenten gibt es einen Knopf als Shortcut© Renault

Sehr praktisch: Mit der Funktion My Safety Switch lassen sich über einen Schalter neben dem Lenkrad bis zu fünf Sicherheits-Assistenzsysteme (ADAS) an die persönlichen Wünsche anpassen, nachdem sie zuvor über den Multimedia-Bildschirm ausgewählt worden sind. Das erspart Kunden und Kundinnen, nicht gewünschte Funktionen vor jeder Fahrt in Menüs und Untermenüs umständlich wieder neu einzustellen.

Hier bieten sich die Deaktivierung der Tempowarnung und eine Abschaltung der aktiven Spurhaltung an. Beides kann in modernen Fahrzeugen schnell nerven. Allerdings: Das Deaktivieren der Spurhaltung müsste beim R4 (wie beim R5) gar nicht unbedingt sein. Das System lässt sich so einstellen, dass es sich feinfühlig im Hintergrund hält.

Darüber hinaus bietet der R4 einen Fahrpiloten der Stufe 2, der den intelligenten adaptiven Tempopiloten mit Stop-and-Go-Funktion mit dem Spurhalteassistenten kombiniert, und nicht zuletzt ein Harman-Kardon-Soundsystem für gehobenen Musikgenuss.

Per Sprachbedienung lässt sich zum Beispiel nicht nur ein Navigationsziel eingeben oder der Radiosender wechseln, der Avatar macht auch das Faltdach während der Fahrt auf, so es gewünscht wird. Es gibt auch einen Sprachassistenten mit dem Avatar Reno und den Zugriff auf ChatGPT.

Die Liste der verfügbaren Apps ist beim neuen Renault 4 E-Tech Electric (momentan noch) länger als beim Renault 5 E-Tech Electric. Neben Amazon Music, Waze, SongPop for Renault, L'Équipe for Renault und Vivaldi gibt es im Google Play Store insgesamt rund 100 Apps.

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Unter den Fahrerassistenzsystemen (ADAS) sind auch solche, die bisher eher in höheren Segmenten zum Einsatz kommen. Dazu zählen wie beim Renault 5 E-Tech Electric eine Fahrerüberwachung, ein Rückfahr-Notbremsassistent sowie ein Notfall-Spurhalteassistent mit Erkennung von Fahrzeugen im Front- und Heckbereich. Außerdem der Ausstiegswarner sowohl für die vorderen als auch für die hinteren Passagiere.

Wirkliche Kritik verdient das Bild der Rückfahrkamera, das unscharf ist. Renault verspricht, die Kamera im Laufe des Modellzyklus durch eine Bessere zu ersetzen.

Fazit: Alltagsauto für alle?

Aufnahme des Renault R4
Wer will, kann den R4 mit Zubehör aufpeppen: Fahrraddachträger, Gepäckbox oder auch ein Trittbrett für Offroadlook stehen zur Wahl© ADAC/Wolfgang Rudschies

Elektrisch, praktisch, gut? Nach der ersten Testfahrt ist die Antwort ein klares Ja. Sei es der Antrieb, das Fahrwerk oder das Raumangebot – am neuen Retromobil R4 gibt nichts großartig zu bemängeln. Okay, Erwachsene sitzen auf der Rückbank nicht wirklich bequem, weil die Rückbank sehr niedrig ist und daher die Knie hoch aufragen.

Zudem sieht das Bild der Rückfahrkamera dürftig aus. Drittens ist es misslich, wenn ein Feature wie das große Faltdach nicht von Anfang an zur Verfügung steht. Ausschlussgründe, die gegen einen Kauf sprächen, sehen aber anders aus.

Nicht unerwähnt bleiben darf, dass der R4 zwar in Frankreich heute schon Vehicle-to-Grid-Laden kann, diese Möglichkeit in Deutschland laut Renault aber auch dann nicht funktionieren wird, wenn die rechtlichen Bedingungen dafür verabschiedet sind. Es bräuchte dafür noch eine Anpassung der existierenden Hardware.

Es gibt damit Gründe für Interessenten, sich mit der Entscheidung vielleicht noch Zeit zu lassen. Alle anderen sollten sich nicht von einer Probefahrt abhalten lassen. Der R4 gehört zweifellos zu den attraktivsten kleinen Elektro-SUV auf dem Markt. Und das zum vergleichsweise attraktiven Kaufpreis.

R4 E-Tech Electric: Daten und Preise

Technische Daten (Herstellerangaben)

Renault R4 E-Tech Electric 120 Urban Range (40 kWh) Evolution (ab 05/25)

Renault R4 E-Tech Electric 150 Comfort Range (52 kWh) Evolution (ab 05/25)

Motorart

Elektro
Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

90
110

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

122
150

Drehmoment (Systemleistung)

225 Nm
245 Nm

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

9,2 s
8,2 s

Höchstgeschwindigkeit

150 km/h
150 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

322 km
409 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km
0 g/km

Batteriekapazität (Netto) in kWh

40,0
52,0

Ladeleistung (kW)

AC:2,3-11,0 DC:80,0
AC:2,3-11,0 DC:100,0

Kofferraumvolumen normal

420 l
420 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.405 l
1.405 l

Leergewicht (EU)

1.485 kg
1.537 kg

Zuladung

410 kg
443 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

750 kg
750 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre
2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.144 mm x 1.808 mm x 1.552 mm
4.144 mm x 1.808 mm x 1.552 mm

Grundpreis

29.400 Euro
32.400 Euro

Die Daten zu weiteren Ausstattungsversionen des R4 finden Sie hier.

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