Test Fiat 600e: Dolce Vita in elektrisch?
Mit dem Fiat 600 haben die Italiener den Markt um ein knuffiges Mini-SUV bereichert: Kürzer als ein VW Golf, mit Platz für fünf und leicht erhöhter Sitzposition. Der Kleinwagen ist als Hybrid-Benziner und als Elektroauto zu haben. Die E-Variante hat der ADAC getestet.
Fiat 600e mit 4,18 Metern Länge parkfreundlich
Mager: Nur 315 km Reichweite im Test
Preise für Elektro-600 ab 31.490 Euro
Farbe im Spiel: Elektro-SUV Fiat 600e

Fröhlich, frisch und modern: Der neue Fiat 600e bringt Farbe ins Spiel der Elektroautos. Und das ist wörtlich gemeint. Fiat-Chef Olivier François hatte sich im Sommer 2023 werbewirksam mit dem neuen 600e in einen überdimensionalen Farbtopf (Video auf Youtube) tauchen lassen und verkündet, die Farbe Grau aus dem Fiat-Portfolio zu streichen. Schließlich gehe es in Italien bunt und gutgelaunt zu, mausgraue Autos überlasse man lieber den Deutschen und den Franzosen.
In der Tat findet sich in der Farbpalette des 600e kein klassisches Grau oder Silber, und ehrlich gesagt stehen dem 600e peppige Farben ohnehin viel besser. Also ruhig mal mutig sein und Orange, Rot oder ein strahlendes Blau ankreuzen. Das ist übrigens neben den Ausstattungslinien "Pop" (Basis), "Red" und "La Prima" die einzige Wahl, die der Kunde noch treffen muss. Fiat macht es einem hier leicht.
Die Optik des 600 ist ein gekonnter Mix aus dem elektrischen Fiat 500 und dem kleinen SUV Fiat 500X mit Verbrennungsmotor und dürfte alle jenen auf Anhieb gefallen, die das knuffige Fiat-500-Design ohnehin bereits in ihr Herz geschlossen haben. Zusätzlich zum elektrischen 600er hat Fiat noch eine Variante als Hybrid-Benziner im Angebot.
Fiat 600e: Platz und Kofferraum

Doch zurück zur Elektro-Version. Anders als der elektrische 500er ist der 600e ein Auto, mit dem auch junge Familien gut klarkommen könnten. Er bietet fünf Sitzplätze, fünf Türen, Getränkehalter, USB-Anschlüsse auch für den Fond, praktische Ablagen – eine besonders große befindet sich unter dem Mitteltunnel mit einem Klappdeckel wie bei einer iPad-Hülle.
Dazu einen Kofferraum mit 360 Litern Fassungsvermögen laut Werk. Zumindest, wenn man den doppelten Boden mitzählt, in dem man aber am besten das Ladekabel verstaut. Der ADAC misst das Staufach bei seinen Tests grundsätzlich nicht mit und kommt deshalb auf ein Kofferraum-Fassungsvermögen von nur 275 Litern. Für das Familiengepäck kann das knapp werden.
Die Rückbank lässt sich im Verhältnis 40 zu 60 geteilt umklappen, einen Frunk unter der Fronthaube hat der 600e leider nicht zu bieten.
Mit 4,17 Metern Länge ist der Italiener kürzer als ein VW Golf und zählt zu den Mini-SUVs in der Größe eines VW T-Cross, Ford Puma, Volvo EX30, Opel Mokka oder auch Jeep Avenger. Mit den beiden Letzteren ist der 600e technisch verwandt, schließlich gehört Fiat ebenfalls zum Stellantis-Konzern und kann auf Konzerntechnik zugreifen.
Dass auf der kompakten Länge keine Raumwunder zu erwarten sind, dürfte jedem bewusst sein. Hinten kneift es in Sachen Kniefreiheit bereits bei Mitfahrern mit 1,75 Meter Körpergröße, wenn der Vordersitz auf einen 1,85 Meter großen Fahrer oder Fahrerin eingestellt ist.
Und vorn? Der Fahrersitz lässt sich für Personen bis zu einer Körpergröße von 1,95 Meter zurückschieben, was für ein SUV der Kleinwagenklasse ein guter Wert ist. Die Kopffreiheit fällt sogar noch ein Stück großzügiger aus, erst deutlich über zwei Meter große Personen würden an den Dachhimmel stoßen.
Was vorn rechts stört: Die Füße stehen dort recht schräg auf der Spritzwand, was auf langen Strecken unangenehm ist. Als Abhilfe lässt sich der Sitz zwar zurückschieben, doch das geht zu Lasten des Knieraums dahinter.
Bilder: Der Fiat 600e 2025 im Detail

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Viel Hartplastik, leichte Bedienung
Das Cockpit des 600e kommt im reduziert modernen Design daher, doch besonders hochwertig gemacht ist es nicht. Hartplastik dominiert, nur an den Armauflagen vorn findet sich weich unterschäumtes Material.
Die Bedienung gelingt indes erfreulich einfach. Am Armaturenbrett finden sich Drucktasten für die Automatik, darüber eine selbsterklärende Tastenleiste für die Steuerung der Klimaanlage (Serie), und es gibt auch noch einen praktischen Drehknopf für das Radio. Alles andere ist in den nicht überdimensionierten Touchscreen gepackt worden, wo sich wie üblich Einstellungen aller Art finden, diese sind aber wohl sortiert und schnell zu durchblicken.
Auch hinter dem Lenkrad hat sich Fiat um Klarheit bemüht und das Display nicht mit zu vielen Informationen überfrachtet. Kilometerstand, Reichweite, Tacho, Bordcomputer – alles da, was man braucht und ohne Chichi. Per Knopfdruck lässt sich zudem die Navigation direkt ins Blickfeld holen.
Fiat 600e: Nur 315 km Reichweite
Beim Fiat 600e kommt die gleiche Antriebsbatterie mit 54 kWh Bruttokapazität zum Einsatz wie im Jeep Avenger und Opel Astra Electric. Die soll für 400 Kilometer Reichweite nach WLTP ausreichen, was aber nur bei sehr zurückhaltender Fahrweise bis 100 km/h und nur im Sommer realistisch ist.
Im standardisierten ADAC Ecotest mit gemischtem Fahrprofil kam der 600e auf eine Reichweite von nur 315 Kilometern. Für lange Strecken ist das dürftig, zumal bei zügiger Autobahnfahrt schon nach 200 bis 230 Kilometern der nächste Ladestopp ansteht.
Der Elektro-Fiat fährt komfortabel

Als Antrieb dient ein Elektromotor mit 115 kW/156 PS Leistung, der den Fiat auf maximal 150 km/h bringt und in 9,0 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt. Keine raketenähnlichen Werte, mit denen manche E-Autos heute wuchern, aber hier zeigt sich, dass Fiat am Boden geblieben ist.
Das macht den 600er einmal mehr sympathisch, zumal die gebotenen Fahrleistungen völlig ausreichen und sich kräftig genug anfühlen. E-Auto-typisch setzt sich der 600e ohne Umschweife in Bewegung und zieht gleichmäßig und willig durch.
Schön auch, wie sich die Fahrmodi Eco, Normal und Sport merklich voneinander unterscheiden und die Beschleunigung dabei je nach Geschmack von betulich bis sportiv variiert. Die volle Leistung hat der Motor übrigens nur im Sport-Modus oder beim Kickdown in der Eco- oder der Normal-Einstellung. Dass sich unabhängig davon nur eine Rekuperationsstufe wählen lässt – geschenkt.
Der E-Motor ist zwar so gut wie gar nicht zu hören, und auch Abrollgeräusche machen sich rar. Bei höheren Geschwindigkeiten nehmen allerdings Windgeräusche merklich zu. Auffällig sind auch Poltergeräusche bei schlechten Straßen.
Die Lenkung ist leider ein wenig gefühllos und dermaßen leichtgängig geraten, dass man am Steuer anfangs ziemlich irritiert am Volant rudert. Doch auch daran kann man sich gewöhnen. Schneller schätzen lernt man dagegen die gute Federung. Auf der Landstraße und auf der Autobahn macht sich der gute Federungskomfort besonders angenehm bemerkbar.
Durchschnitt: Die Ladeleistung

Und kann der 600e auf langen Strecken auch schnell wieder nachgeladen werden? Eine maximale Ladeleistung von 100 kW setzt keine Maßstäbe bei Elektroautos, im Segment der Kleinwagen-SUV ist das aber durchaus noch okay. In gemessenen 29 Minuten ist die Batterie an CCS-Schnellladesäulen von 10 auf 80 Prozent nachgeladen. An der heimischen Wallbox oder an einer öffentlichen AC-Ladesäule sind maximal 11 kW drin. Rein rechnerisch ist eine komplett leere Batterie dann in fünf Stunden wieder voll.
Die maximale Ladeladeleistung von bis zu 104 kW im Test wird aber nur unter günstigen Bedingungen (warme Batterie) und nur kurzzeitig erreicht. Eine Akkukonditionierung hat der Fiat nicht zu bieten.
Ein Knackpunkt dürfte für viele die fehlende Anhängerkupplung sein. Schade, denn eine Anhängelast bieten immer mehr Elektroautos. Zumindest eine Lösung für einen Fahrradträger sollten sich die Turiner schnell überlegen.
Preis für den Fiat 600e: Ab 31.490 Euro

Anfangs war der 600e zu Preisen ab 36.490 Euro für die Basis-Version "Red" und 42.490 Euro für den getesteten 600e "La Prima" zu haben. Doch weil die Nachfrage ob der hohen Preise ziemlich dürftig war, hat Fiat zwei Einstiegsmodelle nachgelegt.
So steht der 600e Pop für 31.490 Euro in der Liste, den besser ausgestatteten Icon gibt es ab 33.490 Euro. Das hört sich schon besser an als der "La Prima", der mit knapp 43.000 Euro trotz guter Ausstattung (elektrische Heckklappe, Alufelgen, elektrisch verstell- und beheizbare Kunstledersitze, Navigationssystem, Abstandstempomat) nach wie vor kein Schnäppchen ist. Für gut 300 Kilometer Reichweite und ein Kleinwagen-SUV ist das zu viel.
Alternativ bietet sich der Hybrid-Benziner an - er ist ab 25.490 Euro zu haben.
Das hat uns gefallen: umfangreiche Komfort- und Sicherheitsausstattung, gute Fahrleistungen, sicheres und ausreichend komfortables Fahrwerk, moderate Unterhaltskosten
Das hat uns nicht gefallen: sehr hoher Anschaffungspreis, keine Anhänge- und Stützlast, keine Dachlast, mäßige Reichweite, wenig Beinfreiheit im Fond
Fiat 600e: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Fiat 600e La Prima (ab 09/23) |
---|---|
Motorart | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 115 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 156 |
Drehmoment (Systemleistung) | 260 Nm |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 9,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 150 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 409 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 15,1 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 54,0 |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 52,0 |
Ladeleistung (kW) | AC:1,8-11,0 DC:100,0 |
Kofferraumvolumen normal | 360 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.231 l |
Leergewicht (EU) | 1.595 kg |
Zuladung | 430 kg |
Anhängelast ungebremst | n.b. |
Anhängelast gebremst 12% | n.b. |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.178 mm x 1.779 mm x 1.523 mm |
Grundpreis | 36.490 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Fiat 600e La Prima |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 4,5 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 34,0 m |
Wendekreis | 11,3 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 18,2 kWh/100 km, 91 g CO₂/km (well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | ***** |
Reichweite | 315 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 68,5 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1574 / 451 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 275 / 635 / 1030 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Fiat 600e La Prima (ab 09/23) |
---|---|
Karosserie/Kofferraum | 3,1 |
Innenraum | 2,9 |
Komfort | 3,0 |
Motor/Antrieb | 1,3 |
Fahreigenschaften | 2,4 |
Sicherheit | 2,2 |
Umwelt/EcoTest | 1,2 |
Gesamtnote | 2,2 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
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