Test A6 e-tron: Das ist Audis neuer Reichweitenkönig

ADAC Redakteur Andreas Huber steht neben einem Audi A6 e-tron
Jetzt hat Audi mit dem A6 e-tron auch den Markenkern elektrifiziert: Redakteur Andreas Huber war mit ihm auf Tour© Audi

Audi hat mit dem A6 e-tron seine obere Mittelklasse in das elektrische Zeitalter überführt und zielt auf Langstreckenkomfort ab. Mehr als 750 Kilometer soll das Elektroauto mit einer Ladung schaffen. Der ADAC hat den Avant getestet und kommt zu einem anderen Ergebnis.

  • Limousine und Avant vollelektrisch

  • 580 km Reichweite im ADAC Test

  • Ab rund 62.800 Euro zu haben

Die Elektrooffensive in Ingolstadt schreitet voran. Neben den vollelektrischen SUVs Q4 e-tron und Q6 e-tron, (der Q8 e-tron wurde eingestellt) und dem Sportwagen e-tron GT steht nun auch der A6 e-tron zur Wahl. Als Basis dient die neue PPE-Plattform (Premium Platform Electric), auf der auch der Audi Q6-etron und der Porsche Macan E aufbauen. Für den neuen A6 bedeutet das: dank 800-Volt-Technik superschnelles Laden, viel Reichweite und damit einen gesteigerten Praxisnutzen.

Avant mit schlechterem cW-Wert

Frontansicht eines fahrenden Audi A6 e-tron
Die schmalen Tagfahrleuchten geben dem A6 e-tron einen bissigen Auftritt© Audi

Wie gewohnt gibt es vom A6 eine Kombi- und eine Limousinen-Version. Neu beim vollelektrischen A6 e-tron ist, dass das Dach der Limousine in einem Bogen bis ganz nach hinten abfällt und der Kofferraumdeckel mitsamt des Heckfensters aufklappt. Diese Karosserieform nennt sich bei Audi Sportback.

Mit einem cW-Wert von 0,21 setzt der Sportback bei der Windschlüpfigkeit neue Maßstäbe für den VW-Konzern, der Avant ist mit 0,24 um einiges schlechter. Aus Gründen der Aerodynamik bleibt die Front bis auf kleine Lufteinlässe und Air-Curtains in der Schürze vollständig geschlossen. Der obligatorische Singleframe-Grill verleiht dem A6 das typische Audi-Gesicht.

Auffällig sind die digitalen Tagfahrleuchten mit verschiedenen Lichtsignaturen. Darunter befinden sich die LED-Scheinwerfer. An der Seite stechen die versenkten Türgriffe und die breiten Radläufe ins Auge. Allen A6 e-tron ist auch im Schwellerbereich ein schwarzes Zierelement gemein, das die Zugehörigkeit zur Elektrofamilie unterstreichen soll. Beim Avant ist die Ladeklappe Teil der Fensterleiste (Foto ganz oben), was verglichen mit dem Sportback weniger elegant wirkt.

Heckansicht eines Audi A6 e-tron
Der Avant hat die für Audi typischen Kombi-Elemente wie eine flache Heckscheibe und ein sportlicher Abschluss© Audi

Die Schokoladenseite des neuen A6 ist das Heck. Dominiert wird die Ansicht auf Wunsch von einer OLED-Rückleuchte, die verschiedene Lichtszenarien abspielen und bei Gefahr den umliegenden Verkehr warnen kann. Wer sich für die OLED-Rückleuchte entscheidet, erhält erstmals bei einem Audi ein beleuchtetes Markenlogo.

Innenraum: Vieles aus Q6 e-tron bekannt

ADAC Redakteur Andreas Huber am Steuer des Audi A6 e-tron
Die erste Reihe erinnert mit ihrer Display-Landschaft an den Plattformbruder Q6 e-tron© Audi

Der Innenraum des A6 e-tron hat nichts mit dem bisherigen Modell zu tun, sehr wohl aber mit dem Plattformbruder Q6 e-tron. Von ihm übernehmen Sportback und Avant die imposante Display-Landschaft. Sie besteht aus bis zu drei Bildschirmen, wobei das 10,9 Zoll große Beifahrerdisplay nur gegen Aufpreis erhältlich ist. Immer dabei sind das 11,9 Zoll große Kombi-Instrument und der 14,5 Zoll große Infotainment-Bildschirm.

Bei der Materialanmutung zeigen sich Schwächen im Vergleich zu früheren Audi-Generationen. Armaturenbrett sowie Türverkleidungen sind lediglich im oberen Bereich mit geschäumtem Kunststoff überzogen, allerdings wirkt das Material nicht mehr so wertig wie in früheren Audi-Modellen. Weiter unten kommt ausschließlich kratzempfindliches Hartplastik zum Einsatz, was besonders an der Mittelkonsole, dem Handschuhfach sowie den Rückseiten der Vordersitze negativ ins Auge fällt.

Zudem findet man kaum noch Chromverzierungen vor, stattdessen kommt großflächig kratz- und staubanfälliger Pianolack zum Einsatz. Das Platzangebot vorne ist ordentlich und reicht bis 1,95 Meter Körpergröße, die Sportsitze im Testwagen sind bequem und mit angenehmen Seitenhalt ausgestattet.

Auch in der zweiten Reihe sind die Passagiere gut aufgehoben, erst ab 1,95 Meter Körpergröße wird es über den Köpfen im getesteten Avant enger. Der Sportback hat gegenüber dem Avant wegen seiner coupéhaften Dachlinie Nachteile. Und in beiden Fahrzeugen muss man hinten die Beine etwas anwinkeln, was aber bei nahezu allen Elektroautos der Fall ist.

Bildergalerie: Audi A6/S6 e-tron im Detail

Ausstattung: ChatGPT-Sprachbedienung

Gegen Aufpreis wird der Audi A6 e-tron mit einem neuen Augmented-Reality-Head-up-Display geliefert. Es hat einen höheren Animationsgrad als sein Vorgänger, was dazu führt, dass neue Geschwindigkeitsbegrenzungen quasi auf die Straße vor dem Fahrzeug projiziert werden.

Das Infotainment setzt auf ein Google-Betriebssystem als Basis. Zudem gibt es eine Schnittstelle zu ChatGPT, was bessere Antworten auf Fragen ermöglichen soll.

Audi verbaut serienmäßig ein Stahlfeder-Fahrwerk. Optional gibt es für Sportback und Avant auch eine Luftfederung. Bei den vorläufigen Top-Modellen S6 und S6 Avant ist diese in einer sportlichen Abstimmung immer an Bord.

Ein Highlight für alle Insassen ist das optionale Panorama-Glasdach. Es lässt sich zwar nicht öffnen, allerdings mithilfe von Flüssigkristallen elektrisch verdunkeln. Den Partytrick kennen Audianer aus dem neuen A5, auch der RS e-tron GT und dessen Technikbruder Porsche Taycan nutzen diese Technik bereits.

Platz für das Ladekabel bietet der 27 Liter fassende Frunk unter der Fronthaube. Er lässt sich durch eine Handgeste über den Audi-Ringen öffnen, wenn der Fahrzeugschlüssel in der Hosentasche getragen wird.

Ein Fahrwerk vom Feinsten

ADAC Redakteur Andreas Huber am Steuer eines Audi A6 e-tron
ADAC Redakteur Andreas Huber bei der ersten Ausfahrt im Audi A6 e-tron© Audi

Der A6 e-tron stand dem ADAC für seinen Test als A6 performance mit maximaler Reichweite und im Zuge der Fahrveranstaltung für eine kurze Ausfahrt als S6 mit maximaler Leistung zur Verfügung.

Schon auf den ersten Metern im Reichweitenkönig wird klar: Audi setzt auch bei seinen Elektromodellen auf ein harmonisch abgestimmtes Fahrwerk. Ausgestattet mit der optionalen Luftfederung bietet der Testwagen eine breite Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit. Vor allem im Balanced-Fahrmodus wird aus dem A6 ein herrlich unaufgeregter Begleiter für alle Lebenslagen. Im Dynamik-Modus werden kurvige Bergpässe zum Vergnügen.

Der Ingolstädter bietet damit ausgerüstet einen sehr guten Federungskomfort, der zum Besten im Segment der oberen Mittelklasse zählt. Besonders innerorts spricht das Fahrwerk auffallend feinfühlig an und absorbiert Fahrbahnunebenheiten gekonnt. Auf Landstraßen und der Autobahn liegt der Aufbau bemerkenswert ruhig und erreicht hier Oberklasseniveau. Selbst Geschwindigkeitshügel oder Kopfsteinpflaster bügelt das Fahrwerk weitgehend weg und gibt sich auch hier keine Blöße.

Die Progressivlenkung vermittelt ein ähnliches Bild. Sie ist im Komfortmodus angenehm leichtgängig und wird im Sportmodus spürbar straffer. Sehr schön: In keinem der Fahrmodi wird sie sonderlich indirekt. Trotzdem würden sich die ADAC Ingenieure mehr Rückmeldung ein weniger synthetisches Lenkgefühl wünschen.

In engen Kurven macht sich die breite A-Säule negativ bemerkbar. Je nach Sitzposition kann sie die Sicht zur Seite stören, was auf kurvigen Straßen sehr von Nachteil ist. Ungewohnt sind die optionalen digitalen Außenspiegel. Zwar lässt sich mit ihnen gut fahren, beim Rangieren fehlt ihnen aber die Tiefeninformation eines optischen Spiegels. Hier hilft nur der Blick auf das Bild der Rückfahrkamera, um den Audi sicher zu bugsieren. Wer Interesse an den digitalen Spiegeln hat, sollte vor der Bestellung eine Probefahrt beim Händler machen.

Da Audi die Bildschirme für die Kamera-Außenspiegel neu positioniert hat, liegen sie nun besser im Sichtfeld, dadurch ist aber die Sicht aus der Seitenscheibe nach schräg vorn gestört. Wer denkt, dass das bei den konventionellen Außenspiegeln anders ist, der täuscht sich. Die Sicht wird in diesem Fall von einem Blindteil verdeckt, das keinerlei Funktion besitzt und lediglich die Optik des Armaturenbretts wahrt.

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Elektrische Sportversion: S6 e-tron

Frontansicht eines fahrenden Audi A6 e-tron
Der S6 e-tron ist die bislang sportlichste Ausbaustufe des Elektro-Audis. Beim Erstkontakt macht der Bayer vor allem auf kurvigen Straßen Spaß© Audi

Wer gern auch mal sportlich unterwegs ist, greift zum S6 e-tron. Die Sportversion verfügt ebenfalls über eine Luftfederung, welche aber speziell für das S-Modell entwickelt und abgestimmt wurde. Das bedeutet unter anderem eine straffere Fahrwerksanbindung, was bei normaler Fahrt im Alltag aber kaum auffällt.

Trotz all seiner sportlichen Ambitionen ist der S6 keineswegs unbequem, im Gegenteil. Nur wenn man ihn mithilfe des Drive-Select-Schalters in der Mittelkonsole scharf stellt, ändert sich das. Dann spurtet der Wagen mit Launch-Control aus dem Stand in 3,9 Sekunden auf Tempo 100. Während der Testfahrt konnten wir das zwar nicht nachmessen, der Wert erschien angesichts der enormen Beschleunigung aber durchaus plausibel. Das Fahrwerk verhärtet sich und erlaubt dem Audi keine Wankbewegungen in der Kurve.

Zudem haben die Ingolstädter den Allradantrieb im Sportmodus hecklastig ausgelegt, was den Audi gut ums Eck gehen lässt. Passstraßen bringen damit ordentlich Laune ins Cockpit.

Laden mit 270 kW, über 700 km Reichweite

Heckansicht eines Audi A6 e-tron
Der Avant kommt bei gleicher Motorisierung und Akkugröße nicht ganz so weit wie der Sportback© Audi

Die PPE-Plattform verfügt über 800-Volt-Technik und erlaubt DC-Schnelladen mit bis zu 270 kW. Audi verspricht Ladezeiten von 10 auf 80 Prozent in rund 20 Minuten. Das ist besonders beim vom ADAC getesteten Reichweitenkönig A6 e-tron performance interessant, denn der soll nach WLTP-Norm mehr als 750 Kilometer weit kommen.

Im ADAC Test zeigt sich ein anderes Bild. Die Testreichweite liegt mit 580 Kilometer spürbar unter der Werksangabe. Trotz allem ist der Wert noch immer mehr als respektabel.

Der A6 Avant e-tron punktet mit einem für die Fahrzeugklasse bemerkenswert niedrigen Verbrauch im ADAC Ecotest. Inklusive der Ladeverluste kommt er auf 17,9 kWh/100 km, womit er selbst so manchen elektrischen Kleinwagen unterbietet. Er profitiert dabei nicht nur von effizienten Systemkomponenten (Wärmepumpe Serie), sondern besonders ab dem mittleren Geschwindigkeitsbereich von der hervorragenden Aerodynamik, in die die Audi-Entwicklungsabteilung viel Arbeit fließen ließ. Mit Blick auf den aktuellen deutschen Strommix liegen die CO₂-Emissionen des e-tron bei hervorragenden 90 g/km.

Der große Lithium-Ionen-Akku besteht aus 180 prismatischen Zellen, die zusammen eine Kapazität von 100 kWh brutto bereitstellen, wovon 94,9 kWh netto nutzbar sind. Das Basismodell des A6 e-tron greift auf eine kleinere Batterie mit 83 kWh (brutto) zurück.

An der öffentlichen Säule saugen alle A6 vorerst nur magere 11 kW – für einen Vollladung bräuchte der Akku dann rund neun Stunden. Später soll es eine Option auf 22 kW Ladeleistung an AC-Säulen geben.

Fazit zum A6 e-tron Test

Audi schafft mit dem neuen A6 e-tron ein alltagstaugliches, komfortables und harmonisches Elektroauto, wie viele es sich gewünscht haben. Der Wagen rollt leise, kraftvoll und bequem, fährt als S6 aber auch die Krallen aus. Zudem sollte die erzielbare Reichweiten auch für Elektroskeptiker ausreichend sein. Die größte Hürde sind die Kaufpreise.

Lesen Sie hier den ausführlichen Test zum Audi A6 Avant e-tron performance als PDF

Audi A6 e-tron: Daten & Preise

Technische Daten (Herstellerangaben)

Audi A6 Avant e-tron performance (ab 09/24)

Motorart

Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

280

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

381

Drehmoment (Systemleistung)

565 Nm

Antriebsart

Hinterrad

Beschleunigung 0-100km/h

5,4 s

Höchstgeschwindigkeit

210 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

716 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

14,9 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

100,0

Batteriekapazität (Netto) in kWh

94,9

Ladeleistung (kW)

AC:11,0 DC:270,0

Kofferraumvolumen normal

502 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.422 l

Leergewicht (EU)

2.260 kg

Zuladung

500 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg

Anhängelast gebremst 12%

2.100 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.928 mm x 1.923 mm x 1.527 mm

Grundpreis

77.250 Euro

Hinweis: Die Leistungsangaben in der Tabelle beziehen sich auf die kurzzeitige Maximalleistung mit Launch-Control. Der Avant ist jeweils 1650 Euro teurer als der Sportback. Im ADAC Autokatalog finden Sie alle Daten zum A6 e-tron.

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)Audi A6 Avant e-tron performance

Überholvorgang 60 – 100 km/h

2,6 s

Bremsweg aus 100 km/h

32,8 m

Wendekreis

12,5 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

17,9 kWh/100km, 90 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

*****

Reichweite

580 km

Innengeräusch bei 130 km/h

65,4 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

2274 / 486 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

490 / 915 / 1460 l

ADAC Testnoten

ADAC Testergebnis

Audi A6 Avant e-tron performance (ab 09/24)

Karosserie/Kofferraum

2,3

Innenraum

2,6

Komfort

1,6

Motor/Antrieb

0,8

Fahreigenschaften

1,8

Sicherheit

1,4

Umwelt/EcoTest

1,2

Gesamtnote

1,6
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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