Denza Z9 GT: Dieser China-Bolide stiehlt allen die Show

Chinas Auto-Riese BYD strebt nach Höherem: Mit der Marke Denza zielt der Hersteller auf das sportliche Luxussegment. Wie ernst sie es damit meinen, zeigt der Denza Z9 GT. Das technische Aushängeschild hat es in sich. Erste Eindrücke der Testfahrt.
Luxusliner mit exorbitant starken Motoren
Clou ist das Fahrwerk
Marktstart 2026, Händlernetz erst im Aufbau
Zugelassen sind die Autos noch nicht, und für Europa gibt es noch nicht einmal eine Homologation. Ein Händlernetz mit rund 60 Standorten soll erst noch entstehen. Auf den Preis für den Z9 GT will sich momentan auch noch keiner festlegen bei BYD, Denzas großer Muttermarke. Und wann soll er kommen? Irgendwann 2026.
Es gibt also noch viele Fragezeichen, was das Debüt von Denza hierzulande angeht. Und doch war es der Newcomer-Marke wichtig, möglichst früh zu zeigen, was sie drauf haben. Und das ist ziemlich beeindruckend, wie der erste Kennenlerntermin mit dem Topmodell Denza Z9 GT gezeigt hat.
Denza Z9 GT als Plug-in-Hybrid und E-Auto

Was sich auf fast 5,20 Metern Länge erstreckt und wohl nicht ganz zufällig nach Porsche Taycan Sport Turismo aussieht, soll der etablierten Luxus-Konkurrenz die breiten Rücklichter zeigen. Sehen lassen kann sich der Shooting Brake jedenfalls, dafür hat Ex-Audi-Designer Wolfgang Egger gesorgt und ein Auto gezeichnet, das elegant und sportlich zugleich aussieht und dessen Proportionen nicht zu gewaltig wirken.
Unter dem Blech wird es schließlich gewaltig genug: Drei Elektromotoren nennt der als Plug-in-Hybrid und Elektrowagen erhältliche Z9 sein Eigen. Ein Motor sitzt an der Vorderachse mit 230 (Elektroversion) bzw. 200 kW (Plug-in-Hybrid) Leistung, zwei befinden sich jeweils an den Hinterrädern mit 2 x 240 kW (Elektro) und 2 x 220 kW (Plug-in). Der Benziner kommt beim Plug-in auf 152 kW/325 PS.
Entsprechend hurtig geht es im Denza voran: 3,4 (Elektro) bzw. 3,6 Sekunden nennt der Hersteller für den Sprint von 0 auf 100 km/h.
Galerie: Der Denza Z9 GT im Detail

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Rasanter Antrieb, hoher Fahrkomfort

Auf einer kurzen, abgesperrten Strecke konnte die ADAC Redaktion ausprobieren, wie sich der Plug-in-Hybrid fährt: Beim Kickdown dauert es nur wenige Millisekunden, bis der Antrieb all seine Kräfte beisammen hat, sich voll ins Zeug legt und den schweren Luxusliner in einem Wimpernschlag nach vorn katapultiert. Ziemlich heftig drückt einen der Schub in die feinen Ledersitze und es fühlt sich an, als säße man auf einem fliegenden Teppich.
Denn der Federungskomfort ist dermaßen soft ausgelegt, dass Unebenheiten von den Insassen kaum wahrgenommen werden. Ob das bei der europäischen Version so bleiben wird, muss man abwarten. Dass die zur Markteinführung startende Elektroversion noch unvermittelter losstürmt, davon darf man ausgehen. Leistung wie Komfort sind fraglos beeindruckend. Andererseits: Das können andere Hersteller ja auch.
Der Denza Z9 GT dreht auf der Stelle
Was andere Hersteller nicht können, ist, was der Denza in Sachen Fahrwerk veranstaltet. Die beiden E-Motoren hinten machen es möglich, dass sich die Hinterachse unabhängig von der vorderen steuern lässt. Die Hinterräder können sich zum Beispiel drehen und in die gleiche Richtung einschlagen wie die Vorderräder, sodass sich der Denza im Krebsgang seitlich bewegen kann. An Engstellen kann das sinnvoll sein, wenn man kein Rangierkünstler ist.
Bis zu 10 Grad schlagen die Hinterräder zudem gegenläufig ein und reduzieren so den Wendekreis auf den eines Kleinstwagens, was im Alltag noch entscheidender ist als der ungewöhnliche Krebsgang. Weniger als 9,5 Meter soll der Wendekreis des Denza betragen – sensationell wenig für ein Fahrzeug dieser Größe. Dreht man das Auto um, kann man kaum glauben, wie wendig der Denza tatsächlich ist.

Als wäre das alles noch nicht abgefahren genug, kann sich der Z9 auf der Stelle um 360 Grad drehen. Dafür bleibt die Vorderachse einfach stehen und das Heck tänzelt in einer Kreisbewegung um die eigene Achse. Die Hinterräder drehen dabei durch und schrappen geräuschvoll über den Untergrund. Allzu oft sollte man diese Show aber nicht vollführen, will man den Reifenhändler nicht zu seinem besten Freund machen, wie dicke schwarze Striche auf dem Boden zeigen.
Einparkmuffeln dürfte die intelligente Parkfunktion weiterhelfen: Per Knopfdruck positioniert das Fahrzeug die Front in einer Parklücke. Anschließend drehen die Hinterräder den Rest des Fahrzeugs seitlich ein. Auch bei diesem Manöver sollte man mit erhöhtem Reifenverschleiß rechnen.
Ach ja, bei einem Reifenplatzer bei 180 km/h soll das Auto noch stabil weiterfahren, so der Hersteller. Die Elektronik steuert dann die Hinterräder, verteilt das Drehmoment in Millisekunden neu und entlastet den beschädigten Reifen. So werde ein Abflug von der Strecke verhindert.
Denza Z9 GT als rasender Kühlschrank

Wer abgesehen davon die übrigen Spielereien nicht braucht, kann auch "nur" den erstklassigen Komfort des Fahrzeugs genießen. Die Ausstattung ist mehr als umfangreich, es gibt beleuchtete Schminkspiegel hinten, elektrisch verstellbare Sitze, deren Wangen sich je nach Kurvenlage aufblasen, und es sind sogar zwei Kühlschränke an Bord.
Hinten herrscht Platz zum Abwinken, vorn blicken die Insassen auf drei Bildschirme, genießen besten Sound aus den Lautsprechern und öffnen bzw. schließen die Türen per Knopfdruck. Mit seiner 100-kWh-Batterie soll der Denza 630 Kilometer weit fahren können, nach chinesischer Norm zumindest. Die deutsche Spezifikation und auch Daten zur Ladeleistung sowie zur Motor-Systemleistung sind noch nicht bekannt.
Alles in allem ist das Auto aus Fernost eine ziemliche Ansage, die die Konkurrenz blass und einfallslos aussehen lässt. Dass sich viele nun für den Denza statt für einen Porsche Taycan entscheiden, dürfte dennoch nicht der Fall sein, selbst wenn der Preis unter 100.000 Euro liegen sollte. Schließlich spielt Image in dieser Preisregion immer noch eine wichtige Rolle. Und spätestens in diesem Punkt hat Newcomer Denza noch Nachholbedarf.
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