Staus am Brenner: In den Ferien droht Verkehrschaos an der Baustelle in Richtung Italien

Im Sommer über den Brenner – das ist schon in normalen Jahren kein Vergnügen. Diese Saison müssen Reisende auf der wichtigsten Autobahn zwischen Österreich und Italien mit noch mehr Staus rechnen. Der Grund: Die Sanierung der Luegbrücke.
Wichtiger Autobahnabschnitt ist bis 2030 Großbaustelle
Trotz Zweispurigkeit ist ein Verkehrschaos an starken Reisetagen möglich
Bei Stau ist es verboten, von der Autobahn abzufahren
In Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern sowie in Schleswig-Holstein beginnen bald die Sommerferien. Wer also in den nächsten Wochen mit dem Auto Richtung Italien unterwegs ist, braucht starke Nerven und viel Geduld. Grund: Auf der Brennerautobahn (A13) sorgt die Großbaustelle an der Luegbrücke für erhebliche Verkehrsbehinderungen.
Die Sanierung des maroden Bauwerks hat Anfang 2025 begonnen und wird voraussichtlich bis 2030 andauern. Bereits in den Pfingstferien hatten sich an starken Reisetagen kilometerlange Staus gebildet.
Brenner: Zwei Spuren in der Hauptreisezeit
Die Luegbrücke ist an vielen Tagen nur einspurig befahrbar. Zwar gibt es an rund 180 Tagen im Jahr – vor allem in der Hauptreisezeit – eine temporäre zweispurige Verkehrsführung, doch auch sie wird die zu erwartenden Staus kaum verhindern können. Zumal im Baustellenbereich die Geschwindigkeit auf 60 km/h reduziert ist.
Der Schwerverkehr mit Fahrzeugen über 3,5 Tonnen wird dann im Zulauf vor der Luegbrücke von der rechten Spur auf die linke Spur geleitet. Dadurch ist gewährleistet, dass das meiste Gewicht zentriert auf der Brücke unterwegs ist und sie so entlastet wird.
Auf der Innenseite hat die Brücke laut Fachleuten eine höhere Belastbarkeit. Der Pkw-Verkehr kann, muss aber nicht auf die rechte Spur wechseln. Bedingung dafür ist jedoch, dass Lkw die rechte Spur gänzlich meiden. In einem Testlauf im Juli 2024 war diese Lösung erfolgreich geprobt worden.
Gut zu wissen: In der Fahrbahn ist je Fahrspur eine Waage eingebaut, die das Gewicht der darüberfahrenden Fahrzeuge erfasst. Im Falle einer Überschreitung von 3,5 Tonnen bei Verwendung der rechten Pkw-Spur wird das Fahrzeug entsprechend ausgeleitet.
Zusätzliche Fahrverbote für Lkw
Um trotz Zweispurigkeit Staus zu verhindern, sind in Richtung Süden im Vergleich zu den letzten Jahren 14 zusätzliche Lkw-Fahrverbotstage für Fahrzeuge mit mehr als 7,5 Tonnen vorgesehen. Zusammen mit den bisher bereits bestehenden Fahrverbotstagen in Tirol gibt es daher nun in Fahrtrichtung Süden 36 Tage, in Fahrtrichtung Norden 21 Fahrverbotstage. Die konkreten Geltungszeiträume der Fahrverbote können den Detailinformationen auf der Homepage der Asfinag entnommen werden.
Abfahrtssperren: Fahrverbote auf Ausweichrouten
Auch bei Stau auf der Autobahn dürfen Reisende die A13 übrigens an Wochenenden und Feiertagen nicht verlassen und auf Nebenstrecken ausweichen. Die Asfinag errichtet sieben Schrankenanlagen auf niederrangigen Straßen, um bei Bedarf Abfahrten zu sperren. Damit sollen die umliegenden Gemeinden entlang der Brennerautobahn geschützt werden.
Zudem gibt es auf der parallel zur Autobahn verlaufenden Brennerbundesstraße B182 in beiden Richtungen Dosierampeln, die je nach Verkehrslage nur eine bestimmte Anzahl an Fahrzeugen passieren lassen. Dadurch sind auch Reisende betroffen, die die Autobahn generell meiden.
Gut zu wissen für Reisende mit Wohnwagen: Auf der B182 gilt außerdem an Wochenenden abschnittsweise ein Anhängerfahrverbot. Ausgenommen sind Gäste von Campingplätzen im Stubaital.
Baustelle Brenner: Die Alternativen nach Italien
Wer aus Süddeutschland nach Italien reist, sollte möglichst frühmorgens starten, so lassen sich am ehesten Staus umgehen. Wer kann, sollte zudem auf einen weniger verkehrsreichen Tag unter der Woche ausweichen.
Da auch die Brennerstaatsstraße bzw. Brennerbundesstraße häufig überlastet ist empfiehlt sich nur eine großräumige Umfahrung über Gotthard, San Bernardino oder die Tauernautobahn, die allerdings auch alle ebenfalls sehr staugefährdet sind. Achtung: Auch auf der Route über den Reschenpass gibt es wegen Bauarbeiten Verkehrsbeschränkungen.
Je nach Start- und Zielort können noch die Felbertauernstraße und auch die Phyrnautobahn eine Alternative sein. Nicht ratsam ist es, über das Timmelsjoch oder den Stallersattel auszuweichen. Im Winter sind diese Pässe gesperrt, und auch im Sommer bieten sich die steilen Straßen, die teilweise nur einspurig befahrbar sind, nicht an. Zudem gibt es Beschränkungen für Wohnmobile.
A13: Staus am Brenner bis 2030
Ende März 2025 hatten die eigentlichen Bauarbeiten begonnen, die voraussichtlich bis 2030 andauern. Parallel zur derzeitigen Luegbrücke wird eine neue Brücke mit zwei Fahrstreifen errichtet. Steht diese, soll der komplette Verkehr auf diese Brücke umgeleitet und das alte Bauwerk abgerissen werden. An seiner Stelle wird eine zweite neue Brücke mit weiteren Fahrbahnen gebaut.
Die Luegbrücke ist die längste Brücke der Brennerautobahn und steht im Wipptal, knapp 30 Kilometer hinter der Europabrücke (aus Fahrtrichtung Norden gesehen), nahe der österreichisch-italienischen Grenze. Die Sanierung ist nach Auskunft der österreichischen Autobahngesellschaft unaufschiebbar, da das Bauwerk das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat.
Europabrücke wird ab 2040 Großbaustelle
Ein Ende der Behinderungen wird es übrigens nur vorübergehend geben: Ab dem Jahr 2040 soll auf der A13 zwischen Patsch und Schönberg im Stubaital die 190 Meter hohe Europabrücke abgerissen und neu gebaut werden. Die Bauarbeiten sollen vier Jahre dauern und auch hier ist mit erheblichen Einschränkungen für Autofahrende zu rechnen.
Die Brennerautobahn ist eine der Hauptverbindungen durch die Alpen und Teil der europäischen Nord-Süd-Verbindung mit der Europastraße 45. Allein im Jahr 2022 rollten 16,58 Millionen Pkw und 2,73 Millionen Lkw über den Brenner, der Österreich und Italien miteinander verbindet, und verursachten unzählige Staus.